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Worte
Die folgenden Texte sind Momentaufnahmen von Gedanken, die ich zu dem jeweiligen Zeitpunkt hatte. Es mag interessant sein, sie mit den Bildern vom entsprechenden Zeitpunkt zu vergleichen.

„Time for a change“ - digitale Arbeiten

Es gibt einen Dialog zwischen meinen Arbeiten, die Arbeiten beziehen sich aufeinander, und der Aspekt „Time for a change“ hat sich im Laufe der Zeit herausgebildet. Zeit für Veränderung: sich neu erschaffen, der Schritt von einem Lebensabschnitt in einen anderen. Der Moment, an dem man diesen Schritt ausführt, den man eigentlich schon lange vorhatte, und wie er nachhallt.
Personen, die „auf dem Weg“ oder „in Bewegung“ sind, finden sich bei mir als durchgehendes Motiv. Bei den freien Gemälden war vielleicht „Gedächtnislauf“ von 2012 die erste Arbeit in der Richtung; „Bon Voyage“ (2015), „Da geht sie“ (2017), „Alles auf Anfang“ (2019), „Auf großer Fahrt“ (2019), „Niemals zurück II“ (2020), „Wenn die Nachtigall ruft“ (2021) und weitere Arbeiten haben es fortgesetzt, ohne dass es vorher als Reihe geplant war. Die Reihe „Time for a change“ zeigt diesen Ansatz in eigener Form.

Durch das Portrait in Verbindung mit der ganzfigurigen, gehenden Person im Hintergrund, der Sonne und dem Horizont wird eine übertragbare Lebenssituation dargestellt. Die Szenerie des Aufbruchs regt die Phantasie an und macht neugierig. Ich zeige die Situation anhand von verschiedenen Personen, der Bildaufbau ist immer identisch. Trotz gleichbleibendem Stil und identischem Aufbau ist jedes Bild für sich individuell; es ist enorm welcher Spielraum sich da bietet. Obwohl die dargestellten Personen einen anblicken, sind sie eher mit sich selber beschäftigt, scheinen gerade einen Gedanken zu haben, der ihnen durch den Kopf geht.

Bei der Arbeit an einem Bild gehen einem jede Menge Gedanken durch den Kopf, die mit den vergangenen Bildern zu tun haben, oder mit denen, die man noch vorhat. Meistens stellt man sich dann schon das Motiv vor, das man als Nächstes zeichnen möchte. Parallel fällt mir manchmal beim Spazierengehen etwas auf, das ich gerne in mein nächstes Bild integrieren möchte: z.B. eine Person, oder deren Utensilien, wie Brille, Frisur oder Kleidung. Zuhause angekommen, suche ich dann entsprechende Vorlagen.
Als Quelle dienen Webseiten, wo von den Urhebern der jeweiliegen Online-Community Fotos zur kostenlosen Verwendung zur Verfügung gestellt werden, wie unsplash, Pexels oder pixabay. Meist findet man nicht das Gewünschte, auch wegen dem speziellen Bildwinkel, der für die Komposition benötigt wird. Am Anfang sehen viele Vorlagen ganz passend aus. Aber egal wie viele Vorlagen ich durchsehe, irgendetwas stimmt immer nicht – der Blick, die Kopfhaltung, Teile der Frisur, die Drehung des Oberkörpers, oder die Art der Kleidung. Oder der Personentyp ist mir nicht speziell genug, und ich suche weiter. Manchmal suche ich mir eine andere Frisur oder Kleidung in ähnlicher Position und kombiniere das dann. Meistens mache ich zahlreiche Vorentwürfe für ein Motiv und entscheide mich dann später. Das Durchsehen der Vorlagen und das Erstellen von Entwürfen ist fast so viel Arbeit wie das Anfertigen der Zeichnungen.

Bei den meisten meiner Arbeiten der vergangenen Jahre habe ich Vorzeichnungen auf dem Computer gemacht. Man kann so gut Dinge zusammenstellen, eingescannte Zeichnungen und/oder Ausschnitte von gefundenen Fotos kombinieren und auf einer Bildfläche mit entsprechenden Proportionen verteilen. So hat man schon mal einen ersten Eindruck. Manchmal drucke ich mir einen Entwurf aus, mache Änderungen – speziell bei Personen – mit der Hand, und scanne ihn wieder ein. Auch die früheren realistischen Arbeiten waren nach eigenen Fotos am Rechner arrangiert.
Wenn ich mit der Komposition zufrieden bin, beginne ich mit der linearen Umsetzung. Anfangs waren diese linearen Anzeichnungen nicht allzu genau, z.B. einige Linien stießen nicht aneinander, oder die Linienführung war nur als Umriss gezeichnet. Die genaue Kontur wurde beim Arbeiten am Original auf der Leinwand erstellt. Dann fand ich es fazinierend, Linienführung, Strichstärke und Details bereits am Rechner zu verfeinern. Der erste Entwurf reflektiert in der Linienführung nie das, was man sich vorgestellt hat. Meistens wird durch die Liniestärke der Ausdruck verändert, sodass ich da an Position, Größe und Form einige Zeit herumfummele, um den Ausdruck zu erreichen, der meiner Vorstellung entspricht.

Im Laufe der Zeit wurde diese Vorarbeit auf dem Rechner immer detaillierter. Bei „digitalen“ Arbeiten habe ich dann Kontur und Flächen auf dem Rechner exakt so erstellt, wie sie als fertiges Bild sein sollen. Dabei versuche ich, mit wenigen starken Linien für die globale Form in Verbindung mit Details mit feinerer Linienführung ein homogenes Ganzes zu erreichen. Mich hat die Linie als Ausdrucksmittel immer gereizt, ich mache manchmal stundenlang kleine Änderungen an der Linienführung, die den Ausdruck und damit die Aussage des Bildes enorm beeinflussen. Die scharfkantige Linie mit den harten Farbflächen, wie sie auf dem Bildschirm zu sehen ist, unterstreicht diesen Ansatz. Daher war es für mich interessant, diesen Zustand zu erhalten und in ein physisches Objekt zu übertragen.
Die fertige Arbeit wird dann als Datei gespeichert und für die Ausgabe hinter Acrylglas in 3 verschiedenen Größen vorgesehen. Diese Drucke sind kein Reproduktionsmedium, sondern eine eigenständige Ausdrucksform, mit der sich Wirkungen erzielen lassen, die so in der Malerei nicht möglich sind.


Die folgenden kurzen Bildbeschreibungen sind entstanden, wenn man für Veröffentlichungen oder Online-Portale eine kurze Beschreibung zu einem Bild abgeben musste. Es sind Gedanken, die ich zu dem jeweiligen Bild hatte. Wie oben geschildert, wird dies den Bildern nur zum Teil gerecht.
Die Reihenfolge ist chronologisch zur Entstehung der Arbeiten, die Neueste zuerst. Im Bereich „Neu“ dieser Webseite finden Sie die entsprechenden Abbildungen.

Time for a change (X – XII)
Die Arbeiten sind digital auf dem Computer gezeichnet und als Datei gespeichert. Der grafische Stil der Arbeiten ist ideal für den rückwärtigen UV-Druck auf Acrylglas, u.U. aufgezogen auf Aluminium.
Viele meiner Arbeiten habe ich auf dem Computer vorgezeichnet, allerdings nur bis zu einem gewissen Stadium. Bei den Arbeiten Time for a change (X – XII) hingegen habe ich die digitale Linienführung verfeinert. Die digitale Arbeit bekommt einen „fertigen“ Character und mit der Härte der scharfen Linie zu den großzügigen Flächen einen ganz besonderen Reiz.

Time for a change (VII)
Ein Mann auf seinem Weg. Mit wenigen, starken Linien, die an einigen Stellen feiner werden und Details aufzeigen, wird das Äußere der Person dargestellt, um den inneren Seelenzustand zu reflektiern. Im Hintergrund wird die Person als ganze Figur dargestellt, gehend, mit gepackter Tasche. Ein Aufbruch im Sonnenauf- oder -untergang, ein Schritt in einen neuen Lebensabschnitt.
Die Arbeiten dieser Reihe konzentrieren sich ganz auf die Linie. Die Hintergründe sind flächig gestaltet, die Linienführung bestimmt die Emotion bzw. das Gefühl für das dargestellte Motiv. Die Arbeiten sind Einzelstücke in Handarbeit, die Farbflächen werden mit der Rolle aufgetragen, die schwarzen Linien mit Pinsel darüber.

Time for a change (VI)
Eine junge Frau hat eine Entscheidung getroffen, die Zukunft im Blick. Im einfachen Kleid, so wie sie ist, den Koffer prall gepackt geht sie auf ihrem neuen Weg.

Time for a change (V)
Ein Moment, indem man zurückblickt, reflektiert; und dann beschließt, sich auf den Weg zu machen.

Erstsemester (Time for a change) (IV)
Wenn ich mit dem Fahrrad von meinem Atelier in die Stadt radele, komme ich an der Fachhochschule vorbei. Das Treiben der Studenten dort inspirierte mich zu diesem Bild meiner Reihe "Time for a change". Der Beginn eines Studiums als Aufbruch.

Zeit für Veränderung [Time for a change] (III)
Ein Mann schaut auf sein Smartphone und erkennt plötzlich, dass es an der Zeit ist, etwas Grundsätzliches zu verändern. Der Hintergrund ist ruhiger als bei meinen anderen Bildern, eine Stimmung am frühen Abend.

Zeit für Veränderung [Time for a change] (II)
Zeit für Veränderung, symbolisiert durch eine Frau, die ihren Pulli über den Kopf zieht.

Zeit für Veränderung [Time for a change] (I)
Sich fortbewegen von Bewährtem, selbstbewusst, mit Schwierigkeiten wird man sich auseinandersetzen. Das Gesicht sowie die korallenfarbene Tasche bilden optische Schwerpunkte, ergänzt durch den Roller in gleicher Farbe, wodurch sich ein perspektivisches Dreieck ergibt, die Person wie herangezoomt.

Reflexion
Das Bild ist der Boss. Es erzählt einem und fordert, es sagt Dir wenn es fertig ist. Wenn es dann fertig ist, ist es Geschichte, Teil Deiner Historie.

Auf ins Ungewisse
Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Ein Sprung ins Ungewisse, getragen von der Energie eines momentanen Gefühls.

Wenn die Nachtigall ruft
Zwei Personen auf dem Weg in die Zukunft. Getrennt voneinander, am Bildrand positioniert, aber perspektivisch auf denselben Punkt zulaufend. Wie auf einem Sprungbrett, schwebend. In der Fläche ein Sonnenaufgang mit Durchbrüchen, durch die eine verheißungsvolle Zukunft scheint.

Die Lesende
Beim Lesen von einem Buch, das einen fesselt, versinkt man; man ist woanders und doch bei sich selbst. Eine wache Aufmerksamkeit bei gleichzeitiger Entspannung, ganz anders als wenn man z.B. einen Film schaut.

Die Gärtnerin
Ein kleiner Nutzgarten hat viel Ursprüngliches: Die Verbundenheit mit der Erde, Kenntnisse der Zusammenhänge von Natur und Leben, die Liebe zu allem, was keimt, wächst und vergeht. Hingabe, für etwas da sein, aber auch etwas davon haben, Nahrung, von der man letztendlich lebt.

Ein Reiskorn hat mehr Gene als ein Mensch
"Ein internationales Forscherteam (Rice Genome Sequencing Project [IRGSP]) hat das Reis-Erbgut so gut wie vollständig entziffert.
Nach ihren Angaben besteht das Genom aus etwa 400 Millionen DNS-Bausteinen (Basen) mit mehr als 37500 Genen. Reis hat damit deutlich mehr Gene als der Mensch (etwa 25000)."
Eine Tatsache, die einem zu denken gibt - darum dieses Bild.

In the army now
Bei dem Bild geht es um einen jungen Mann in einer Paarbeziehung, der sich im Rahmen seiner Lebensplanung dazu entscheidet, der Armee beizutreten. Und es geht um das Verhältnis von idealisierter Vorstellung und späterer Realität.

Gestern war noch alles gut
Man hört von Personen, die von einen Tag auf den anderen auf offener Straße verhaftet werden; von Milliardären, von denen es plötzlich kein Lebenszeichen mehr gibt; von Personen, die sich für Meinungsfreiheit und demokratische Erneuerung einsetzen, die spurlos verschwinden.
Einige melden sich später aus einem "Umerziehungslager"; oder sie tauchen nach Monaten wieder auf und kooperieren in überraschender Form mit der Obrigkeit; von einigen hört man nie wieder etwas.

Herero (Geister der Vergangenheit)
Ein dunkles und fast vergessenes Kapitel der Geschichte, im heutigen Namibia um 1905, das niemals vergessen werden sollte. Die Figurenkomposition entstand nach Original-Fotos aus der damaligen Zeit; ich war entsetzt über das, was dort zu sehen war.

Gentlemen Agreement
Ein Bild für den Frieden.
Es richtet sich gegen korrupte Waffendeals weltweit. Die Hintergrundszene ist orientiert an der aktuellen Situation in Syrien, im Vordergrund zwei Geschäftspartner, die zufrieden lächelnd ihren Deal beschließen. Ich hatte einige Bilder von dort gesehen und war entsetzt wie es dort aussieht. Weltweit werden ca. 9,5 Milliarden Dollar mit Waffenexporten umgesetzt.
Oder zwei Akteure, die in Erkenntnis der Sinnlosigkeit der gegenseitigen Zerstörung einen gemeinsamen Neuanfang beschließen.

Umarmung
Das Bild zeigt eine innige Umarmung. Im Hintergrund sieht man ein zerstörtes Haus. Es ist etwas passiert, etwas ist zerbrochen, unwiederbringbar. Das Paar gibt sich Halt in der Schockstarre des Schmerzes.

Niemals zurück II
Eine Frau auf ihrem Weg, kompromisslos dem modernen Leben zugewandt, trotz möglicher kleiner Nachteile. Sie weiß, dass sie niemals dorthin zurück möchte, wo sie vorher war. Allgemeiner: modernes Selbstverständnis der Frau, nicht mehr die Rolle zu spielen, die ihr vor einiger Zeit zugedacht war.
Man hat einen Punkt erreicht, wo man sich sicher ist; man geht seinen Weg, egal was die anderen sagen. Eine Ikone, ein Sinnbild für eine Generation.
Diese Arbeit ist die zweite Version von dem Motiv, größer als die erste Version und im Portrait-/Hochformat.

Always the sun
Äußere Landschaften, die innere Landschaften sind. Eine Landschaft als Spiegelbild der Seele, einer Stimmung, mit Durchbrüchen in die Zukunft.
Und das Permanente der Sonne, die immer da ist und jeden Tag neu erscheint, so wie auch für uns jeder Tag ein neuer Anfang ist.
Diese Aspekte, die bei meinen anderen Bildern im Bildgrund mitschwingen, wurden hier als eigenes Bild isoliert.

Who painted this picture?
Häufig sieht man bei Ausstellungen Personen, die sich mehr mit dem Schildchen mit dem Künstlernamen und dem Titel beschäftigen, als mit dem Bild selber. Bei meinem Bild "Who painted this picture?" wird diese Frage nach dem Künstler direkt auf dem Bild gestellt.
Für mich war es interessant, nur mit den Elementen, die ich sonst für den Hintergrund benutze, ein eigenes Bild zu schaffen.

All over the world
Eine unsichtbare Bedrohung, und es ist auf der ganzen Welt. Ein Paar, positiv zusammen, mit beiden Füßen auf dem Boden. Umgang mit der Situation. Der Hintergrund des Bildes, in überlagerten Ebenen, zeigt Perspektiven wie Fenster in die Vergangenheit und Zukunft. Es gibt Perspektiven, durch die die Zukunft scheint.

Reinigung
Innere und äußere Reinigung. Eine Frau wäscht ihre Kleidung. Sie sieht aus, als hätte sie etwas zu verbergen, als wäre sie vom Betrachter überrascht. Sie hat ihre Reisetasche und ihre Handtasche dabei und es sieht nicht so aus, als würde sie oft zum Waschsalon gehen. Etwas ist passiert. Sie handelt, um sich zu befreien. Auf dem Bild gibt es 2 Fenster, Vergangenheit und Zukunft, und in der Mitte die aktuelle Situation.

Auf dem Weg
Eine Frau, die ihre Sachen trägt; stolz, mit Würde; auf ihrem Weg, auf dieser Erde.

Auf dieser Erde
Das Gefühl, was auch immer man beginnt, nur ein Reisender auf dieser Erde zu sein. Eine Person geht in den Sonnenuntergang in einer Art Wüste mit Spuren von Wasser und Botanik. Wir alle wandeln nur für kurze Zeit auf dieser einen Erde. Nicht nur du und ich, sondern Menschen aller Art und Herkunft.

Auf großer Fahrt
Wie eine Nussschale auf dem Meer. Eine Frau auf dem Weg ins Ungewisse; die Sachen gepackt, in einem viel zu kleinen Boot, mit einem Regenschirm gegen die Widrigkeiten. Ewig geht die Sonne auf.

Alles auf Anfang
Ein Punkt im Leben, an dem man sich entscheidet, alles hinter sich zu lassen und neu zu beginnen.

Irgendwer irgendwann
Der Glaube an sich selbst, irgendwann wird man es schaffen, etwas darzustellen. Die Kraft der Hoffnung und Einbildung; sie kann Flügel verleihen und zu realen Erfolgen führen, oder wie eine Seifenblase verpuffen.

Ich brauche mich nicht
Ein Teil der eigenen Persönlichkeit, von dem man meint, ihn nicht zu brauchen. Unterwegs sein, etwas zurücklassen. Der Fisch als Symbol der Seele, die bei einem ist, aber mit einer gewissen Distanz.

Korn
Essentiell in allen Kulturen, es wächst mit Sonnenlicht und ein wenig Wasser und wird zu lebensnotwendiger Nahrung. Die Körner fallen zu Boden, es wächst erneut, ein nie endender Kreislauf.

Die große Party ist vorbei
Manchmal erreicht man plötzlich einen Punkt, von dem man nie gedacht hätte, dass es passieren könnte - es fühlte sich noch eine Minute zuvor so richtig an.

Backdoor
Es ist immer gut, eine Hintertür bei sich zu haben, wohin man auch geht.

Pass' auf die Krokodile auf
Eine Gefahr, die schlummert, in einem und von und außerhalb. Eine Person in Spannung, die eine Gefahr vermutet, auch wenn alles noch ruhig zu sein scheint.

Natur
Die Natur macht immer das Gleiche mit geringfügigen Veränderungen; die Blätter eines Baumes sind alle gleich und doch ist jedes anders. Diese minimale Änderung führt im Laufe der Zeit zu verschiedensten Entwicklungen. Und es verändert sich immer weiter.

Letzte Chance
Ein Mann auf seinem Weg, wissend, dass dies die letzte Chance für ihn ist.

Wandergrad
Woher man kommt, wohin man geht. Ein Zwischenzustand mit einem ungewissen Ergebnis. Auf dem Weg mit Unsicherheit, Hoffnung und Vertrauen; und genug Selbstvertrauen, um etwas zu ändern.

Weltreligionen
In diesem Bild geht es um Toleranz. Religionen nebeneinander; Assoziationen des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung, andererseits der Handlungen der Kirchen seit Jahrhunderten.

Niemals zurück
Eine Frau auf ihrem Weg, kompromisslos dem modernen Leben zugewandt, trotz möglicher kleiner Nachteile. Sie weiß, dass sie niemals dorthin zurück möchte, wo sie vorher war.
Allgemeiner als modernes Selbstverständnis der Frau, nicht mehr die Rolle zu spielen, die ihr vor einiger Zeit zugedacht war.

Da geht sie
Fortgehen, von außen nach innen oder von innen nach außen, über eine Schwelle, in etwas Neues eintreten.

Irgendetwas ist da draußen
Das Gespannt sein auf eine unbestimmte Zukunft, deren Nähe man spürt, aber deren Wirklichkeit man noch nicht kennt. Ein gespanntes Warten mit Blick in die Ferne, während im Vordergrund die Pixel der digitalen Realität die Oberhand gewinnen.
Und überall auf der Welt glauben die Menschen, dass es da draußen etwas gibt; doch niemand weiß, was es ist. Vielleicht aus religiösen Gründen, vielleicht nur, weil Sie Hoffnung brauchen, vielleicht um der Realität zu entkommen.

In der Ferne
Weit weg von dem zu sein, was früher war. Ein junger Mann, einfach gekleidet, Wanderschuhe und Mütze, gefangen zwischen Erinnerung und neuer Realität.

Septembermädchen
Eine junge Frau, die in ihren Gedanken und Gefühlen versunken ist. Etwas muss folgen, eine Entscheidung, eine Richtung, ein Weg. Vögel, die sowohl Freiheit als auch Gefahr symbolisieren, kreisen um sie herum.

Bring' den Müll raus
Den Müll raus bringen, aus seinem Leben und seinem Hinterkopf. Seinen Kopf von unnötigem Ballast befreien, für Dinge, die vor einem liegen. Wobei die dargestellte Figur (ich hatte bei der Zeichnung der Figur mich selber als Vorlage genommen) ihren Sack Müll wohl noch mit sich rumträgt...

Weggefährten
In diesem Bild geht es um widersprüchliche und komplementäre Pole im Leben, die man in sich trägt. Es wurde von Paul Thorns Lied "Pimps and Preachers" inspiriert, mit der Zeile "one told me how to love - one told me how to fight".

Streetfood
Man sieht sie überall, besonders in ärmeren Regionen, auf der Straße rennen. Sie sind hart, ausdauernd, unprätentiös. Mit ein wenig Sonne, Wasser, Unkraut und etwas Zeit entwickeln sie sich zu einem Lebensretter für Millionen von Menschen.

Es reicht
Überall auf der Welt gehen Menschen auf die Straße, mit der Ansicht "Es reicht", aus verschiedenen Gründen.

Kleine Hoffnung
Hoffnung ist sehr stark, sie bleibt im Kopf, auch wenn rundherum alles dunkel ist. Sie bleibt und hilft dir, weiterzumachen. Eine zarte kleine Pflanze, die vorsichtig behandelt werden muss.

Mona Lisa
Porträt und Landschaft, Blick auf den Betrachter und ein undefinierbares Lächeln...

Erinnerungen
"Wer die Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern." (André Malraux)
Die Figur scheint die Vergangenheit stolz zu akzeptieren. Sie ist immer mit ihr, teils um daraus zu schöpfen, teils um sich abzugrenzen.

Ein weiter Weg
Angekommen. Die Entscheidung getroffen, die Zukunft unbekannt; Du hast es geschafft und schaust zurück. Verhalten erwartungsvoll, mit leichtem Stolz. Das Motiv der Wanderschuhe durchbricht den schichtweise aufgetragenen Bildgrund, im Hintergrund leuchtet die Vergangenheit.

Wanderer
Neu starten, der Weg liegt vor einem, der Wanderer trägt seine Bürde. Im Hintergrund schimmert die Dunkelheit, aus der er kommt. Selbst gemachte Aufgabe, zurück ist keine Option, was auch immer vor ihm liegt.

Woher - wohin
In der Mitte von hier nach dort, zwischen den Veränderungen des Lebens. Konzentriert auf die Erwartung von etwas Unbekanntem.

St. Martin sucht seinen Mantel
Inspiriert von der Legende von St. Martin geht es um die Frage, ob naive selbstlose Hilfe für einen oder den Betroffenen auf jeden Fall von Vorteil ist.

Bon Voyage
Ein Pferd auf der Flucht, das einen durch das Leben trägt.

Frage und Antwort
Frage und Antwort - Inspiration

Frau mit Fisch (Seelenfang)
Der Fisch als Symbol für die Seele; eine Frau in einer verwirrten, angespannten Situation. Sie hält ihre Seele fest, damit sie nicht verloren geht.
Das Bild mit dem sandfarbenen Hintergrund ist die zweite Version von diesem Motiv, die erste Version mit dem roten Hintergrund entstand ca. 1 Jahr davor.

Stehfisch
Ein Fisch als Symbol für die Seele, in der Wüste.

Und nun?
Und nun? Mit all deinen Büchern, deinem Wissen, der Mauer, die du selbst gebaut hast, auf deiner Insel, im Sonnenuntergang - und jetzt?

Seelenritt
Ein Fisch als Symbol für die Seele, eine Frau, die auf einem Fisch durch das Leben reitet. Ruhig, konzentriert, nachdenklich und nach vorne blickend.

Weitergehen
Ein Ziel verfolgen, vorwärts gehen, dem Instinkt folgen. Zweifel und Besserwisser gibt es immer.

Adam und Eva
Adam und Eva, beide haben einen Apfel gegessen, strahlen Selbstvertrauen aus und freuen sich auf das, was kommen wird.

So fern, so nah
So fern, so nah - manchmal sucht man in der Ferne, obwohl die Dinge direkt vor einem liegen.

Freiflug
Gemeinsam durch die Zeit segeln, bei jedem Wetter. Dem engen Labyrinth entflohen, die Zukunft im Blick.

Der Nächste bitte
Bei einer Notiz bei der Skizze zum Bild hatte ich notiert: "seltsame und einfache Symbole mit einem innovativen Hintergrund".

Ein Leben
Ein Baum als Symbol eines Lebens. Erstellt von der Natur, wie ein Computerprogramm, aber mit einem flexiblen Code, der kleine Unterschiede zulässt und so Individuen schafft.

Porcus delicti
Während "Corpus Delicti" einen eindeutigen Beweis definiert, mag man den humoristischen Titel "Porcus Delicti" als ein Verbrechen am Schwein interpretieren. Immerhin, es wurden nur 2 Buchstaben vertauscht, und der Bildtitel macht gute Laune. Das Motiv und dessen Ausdruck ebenso. Das Tier reduziert auf die vom Menschen verwertbaren Teile, der Hintergrund geschlossen, mauerähnlich, aber mit Lichtpunkten, die Durchblicke assoziieren Weite außerhalb des derzeitigen Lebensraums.

Erdgold
Eine Kartoffel - Gold der Erde, ein einfaches Symbol mit einem globalen Hintergrund.

Basis
Ein Glas Wasser steht schlicht und überzeugend auf lebhaft-transparentem Hintergrund. Essenziell, Retter in der Not, die Basis für alles Leben auf der Erde. Auf den Thron gehoben auch durch die Größe des Bildes (Kantenlänge 150cm, wie alle hier vorgestellten Hoch-/Querformate).

Wundertüte
Ein Nachtspaziergang, in Erwartung von etwas Unbestimmten. Herausgehen, sich von den Lichtern verführen lassen, und annehmen was passieren wird.

Gemeinsam
Spannend ist die Kombination von dem Motiv mit den Durchblicken des Hintergrundes, die das transparente Licht der Zukunft verbreiten, und geblockt werden durch ein kleineres gerahmtes schwarzes Karo.

Tempus fugit
Die Zeit vergeht - was hast Du heute gemacht? Und was wolltest Du eigentlich machen?

Vorhang auf
Auf die Bühne des Lebens in strahlendes Licht gestellt, von allen sichtbar, nackt, angreifbar, und ein vielschichtiger Hintergrund.

Secretum
Ein Geheimnis, raumfüllend, geschützt und zerbrechlich.

Anbetung
Die Komposition der Figuren und der Lichteinfall mit der dunklen Figur im Vordergrund ist Rembrandts "Anbetung der Hirten" nachempfunden, reduziert auf die drei Hauptpersonen, übertragen in die heutige Zeit.

Venus
Eine Interpretation des klassischen Motivs, eine starke und selbstbewusste Venus, die mit beiden Füßen im Leben steht und die Muschel hinter sich lässt.

In Form gebracht
Das Wirre in Geist und Seele bündeln, ordnen, in Form bringen. Perspektiven für die Zukunft und Vergangenes schimmern durch den Hintergrund.

Ruderflug
Im Leben rudern, kämpfen, vorwärts gehen, Fortschritte machen; kontinuierlich, das Ziel im Blick, von Vergangenem und Widrigkeiten umgeben.

Gute Besserung
Vernarbt, gespalten und zusammengenäht, um wieder zu gesunden.

Deutschlandlied
Auch hier vernarbt, gespalten und zusammengenäht, um wieder zu gesunden. Sich der Historie und den gemachten Fehlern bewusst sein, verkrustete Strukturen aufdecken, Möglichkeiten der Hoffnung sehen und eine neue Landschaft kreieren.

Zweiraum
Eine vibrierende Stimmung. Dargestellt wird, unterstützt durch den Hintergrund, die fühlbare, elektrisierende Spannung, die zwischen zwei Personen in der Luft liegen kann.

Portrait
Grundlage des Bildes war eine Skizze, die ich ohne weiteres Ziel zwischendurch gemacht habe. Die Zeichnung erinnert im Ausdruck an meine Frau, visuell übersetzt dargestellt. Häufig entstehen am Rande Skizzen, die zu schade zum Wegwerfen sind, aber nur selten enden sie in einem Bild.

Ein neuer Tag
Ein Frosch und eine Tsetsefliege am Morgen, ohne zu wissen, wer den Tag überleben wird.

Heimweg
Genug ist genug, lass' uns nach Hause gehen. Wendepunkt am Ende einer Sackgasse.

Trockenübung
Ein Fisch, Symbol für die Seele, auf dem Trockenen. Ein Punkt im Leben, an dem man auf erlösendes Wasser wartet. Durch den transparenten Hintergrund schimmert die Hoffnung.

Ommer Inline
Immer online, verloren in der virtuellen Welt. Ein Skelett, das vor dem Computer die Zeit vergisst.

New Business
Ein Bild über die Finanzwelt, Banker zwischen Höhenflug und Absturz.

Mondmann
Sich für einen Moment frei fühlen, beschienen vom Mondlicht, mit einem gelösten Anker. Genießen Sie den Flug, morgen sind Sie wieder zurück auf der Erde.

Gedächtnislauf
Man hat seine Vergangenheit immer dabei, egal wohin man geht.

Erwartung
Ein Paar in Erwartung von etwas, von dem es nicht weiß, ob es so kommen wird. Die perspektivisch gekippte, zentrierte, aber leicht versetzte Kreisfläche mit vibrierenden Punkten, das Motiv mit den Personen und der vielschichtige Hintergrund sind gleichwertig gewichtet und lassen den Blick durch das Bild kreisen. Die Personenzeichnung entstand nach zahlreichen Skizzen; die Zeichnung wird rechts, von Kopf nach Fuß durch eine Diagonale begrenzt, die mit der Blickrichtung ein Zurücknehmen und ein Hinschauen zeigt, links und unten durch eine Senkrechte bzw. Waagerechte gestützt, als dunkelste Stelle der Pferdeschwanz der Frau und die Hose des Mannes an den äußeren Punkten der Diagonale, in der Mitte das Weiß eingelagert.

Brandenburg
Die Skizze zu diesem Bild ist bei einer Fahrradtour durch Brandenburg entstanden. Auslöser war die mystische Leere der alten Dorfplätze. Dazu die Krähe, vielleicht einer der letzten Bewohner, aber auch ein Raubvogel. Wer weiß, von wo er hergeflogen ist, vielleicht hat er das ganze ja verursacht.

Störe meine Kreise nicht
Sich für die Dinge, die einem wichtig sind, die Zeit nehmen, in seiner eigenen Welt, die übrige Welt nach draußen verbannen.

Erblast
Eine urzeitliche Schildkröte trägt die Last der Welt auf Ihrem Panzer.

Weltendoktor
Bei diesem und einigen anderen Bildern dieser Zeit habe ich das Motiv mit dem Pinsel erst grob vorgezeichnet, um später die Originalzeichnung darüber zu setzen. Die teilweise verlaufenden Farben unterstützen die Transparenz und den Ausdruck des Bildes.

Burka Variationen
Hier geht es um die Unterschiedlichkeit der Kulturen, und um die Utensilien der Verkleidung als Symbol der Zugehörigkeit oder Abgrenzung.

Weltgericht
Die Welt im Kochtopf, mit rauem, bewegtem Farbauftrag, der die Szene unterstützt.

SingSing VIII
Die Arbeit entstand nach einer Reihe von Grafiken zu dem Thema, die ich für eine Ausstellung in der JVA Düsseldorf im Zusammenhang mit dem Verein Düsseldorfer Künstler e.V. erstellt habe. Sie zeigt in rauem Farbauftrag das Verhältnis von gesetzgebender und ausführender Gewalt sowie den Angeklagten - es sind immer Menschen, die entscheiden und handeln, deren Denkweise von ihrem individuellen Charakter mit geprägt wird. Die Justitia als Symbol der absoluten Gerechtigkeit schwebt etwas verloren über allem.

SingSing VII
Auch diese Arbeit entstand nach einer Reihe von Grafiken zu dem Thema, die ich für eine Ausstellung in der JVA Düsseldorf im Zusammenhang mit dem Verein Düsseldorfer Künstler e.V. erstellt habe. Die Tristesse und Fragwürdigkeit einer derartigen Unterbringung.

zu Hause
Jeder kommt irgendwo her, und das Zuhause gibt Schutz, Geborgenheit und Halt für die Seele.

Elvis ist tot
Die Figurenkomposition ähnelt Botticellis Pieta, mit heutigen Figuren und Elvis als verstorbenem Idol. Der Ausdruck von Weinen, Stöhnen, Klagen auf stille, intensive Weise.

Bankerboys
Zwei Banker als Cowboys auf den Börsensymbolen Bär und Stier. Aspekte der menschlichen Natur, in die man durch gegenseitige Bestätigung hineingeraten mag.

Immer warum (Logik und Wahrheit)
Beim Betrachten von Bildern mag es auch etwas geben, dass nicht mit auf Ja-/Nein-Ketten basierender Logik erklärt werden kann, dass sich logischen Argumentationsketten entzieht. Die Argumente zur Bildanalyse bezüglich Intention, Thema, Bildaufbau, Ästhetik, Qualität der Zeichnung mögen bei zwei Bildern identisch sein, die Wirkung auf den Betrachter bzw. die Qualität und Wertigkeit des Bildes nicht. Wahrscheinlich mögen daher viele Künstler keine Erklärungen zu ihren Bildern abgeben.
Grund mögen Momente sein, Momente, die bei den sich entwickelnden Arbeiten am Bild auftauchen, gefüttert durch die Gedanken zum Bild im Vorfeld, unwiederholbar, festgehalten durch das Ergebnis. Ein Privileg des Künstlers, diese magischen Momente, die entstehen ohne dass man sie bewusst hervorrufen könnte, unkommentiert in die Welt stellen zu dürfen. Und ein Qualitätskriterium, in welchem Turnus bei einem Künstler solche Arbeiten, die wir als wahr und intensiv empfinden, vorkommen, und ob sie sich in unterschiedlichen Lebenssituationen des Künstlers immer wieder durchsetzen.

Detailliert und allgemeingültig
Das Innere durch das Äußere (die Darstellung des Äußeren) sichtbar machen. Durch detailliert gezeichnete Personen, die einem im heutigen Leben auf der Straße begegnen könnten, mit zahlreichen Utensilien, einen inneren Aspekt aufzeigen. So wie bei einigen Bildern äußere Landschaften innere Landschaften sind, so stellen meine äußerlich detailliert dargestellten Personen/Dinge innere Wirklichkeiten dar. Es werden einzelne Aspekte/Situationen im Lebensweg der dargestellten Personen gezeigt, mit denen sich der Betrachter verbunden fühlt. Individuelles Empfinden und kollektives Empfinden; über realistische Figuren, die dem Leben entnommen sind, werden abstrakte Situationen/Verhältnisse dargestellt.

Wie konkret sollte der Inhalt eines Kunstwerks sein? Wann ist es Kunst, wann Politik?

Katharina Fritsch in der RP: „Mein Traum ist, dass die Kunst zur Kunst zurückkehrt und nicht als Illustration für Politik missbraucht wird. Jede Kunst ist politisch, aber Politik in der Kunst ist immer schlimm. Der Künstler, der nur Kunst macht, ist frei. Das ist das höchste politische Statement, dass er erlangen kann.“ Zum anderen Song-Dong in der Düsseldorfer Kunsthalle: seine großen duplizierten Polizisten, persönlich als seine austreibend, politisch als China-Polizei. Globale Themen und persönlicher Bezug, Körper als Bildmotiv, Seele als Inhalt. Die Gegenstände seiner Großmutter, persönlich als seine Großmutter und politisch als Leben in einer Chinahütte, Respekt und Gesichtswahrung.

Man bleibt bei seinem künstlerischen Tun von äußeren Dingen nicht unbeeinflusst, besonders in Krisenzeiten, und das ist auch gut so. Kunst und konkreter Inhalt schließen sich nicht aus, sie können in ein Verhältnis gebracht werden. Ereignisse auf ein abstraktes Verhältnis reduzieren, auf immer wiederkehrende Verhaltensweisen, den konkreten Zusammenhang nicht direkt erkennen lassen; Einstampfen auf Willkür, Ohnmacht, Schutz, Geborgenheit, die Einzelpersonen als Ausgangspunkt, vom Komplizierten ins Einfache und wieder zurück. Thematisch kann man alles machen, was in der Luft liegt und einen berührt, sich in einem festsetzt. Das Thema nicht zu konkret, konkrete Inhalte kennt der Betrachter häufig genauer als der Künstler; mehr das Verhältnis. Personen in Situationen, Reaktion und Überreaktion, wobei mir Anregungen aus der aktuellen Gegenwart als „erlaubt“ erscheinen. Jedoch: Jede Geschichte, jeden Gedanken hat jeder schon hundertmal gehört; es kommt mehr und mehr darauf an, wie man ihn erzählt. Ein erklärbares Bild ist logisch; wenn z.B. Verstörtheit dargestellt werden soll, und diese überzeugend rüberkommt, ist es ein logisches Bild, kein verstörendes Bild. Der Künstler wählt andere Mittel, er möchte Verstörtheit verstörend zeigen, nicht logisch.

Der Name der Künstlergruppe „Zero“ bezog sich auf die Rückzählung beim Raketenstart bis Null, der Name „Fluxus“ auf „alles ist im Fluss“; zur damaligen Zeit trieben sie „die Auflösung des klassischen Werkbegriffs“ auf die Spitze, was sich bei den heutigen „Werkreihen“ der noch agierenden Künstlern dieser Gruppen nicht fortgesetzt hat. Überhaupt, das Bild der innerlich zerrissenen Künstlerpersönlichkeit wurde weitgehend abgeschafft, der heutzutage erfolgreiche Künstler ist in sich ruhend. Reflektierendes, thematisches Arbeiten ist im Trend, Trendthemen bei zeitgenössischen Künstlern mögen sein: Future; Individuum und Massengesellschaft; Heimat; Die Rechte des Einzelnen; Das Recht auf Recht; Warum tun alle dasselbe, um sich als Individuum zu fühlen?; Nichts bleibt, nichts ist sicher, alles in der Schwebe, was in einem Moment zementiert erscheint, ist im nächsten fragil und zerbrechlich.

Inhalt grüßt Bildmotiv

Angeregt durch etwas, einen Gedanken, der das Bild trägt und das Motiv zu etwas anderem werden lässt. Eine Idee vom Inhalt als Grundrauschen. Größte Intensität entsteht häufig bei persönlichem Bezug; der Betrachter nimmt die Intensität auf, die der Künstler bei der Erstellung der Arbeit empfunden hat, mehr als den Inhalt.

Ein Bild kann ein Geheimnis innehaben; oder das Motiv als Paradox, das gar nicht aufgelöst sein will; oder etwas Überraschendes, ein Mann im Anzug, der im Wasser steht, nicht ein Mann in der Badehose; oder ein Glas Wasser – wichtiger als das Motiv selbst ist, was es assoziiert, aber beim Motiv selbst Details, immer präzise Details. Oder Figuren – ich erfinde Figuren; die Personen gab es vorher nicht. Personen, die erstarrt dastehen und assoziieren „da passiert irgendwas“ bzw. „da ist irgendwas passiert“. Ein stiller, spannungsgeladener Ausdruck, wie eingefroren. Meine Figuren haben etwas an sich, vom Thema unabhängig, sie sagen etwas aus, ohne konkreten Bezug zu nehmen. Praktisch. Ruhe, Spannung und Intensität in den Figuren, ein im Stillstand Rasender. Von mir ungewollt, reagieren die Figuren in meinen Bildern manchmal mehr, als dass sie agieren. Abläufe staunend beobachten, in einen Strudel geraten.

Layout, Objekt, Partials: die strukturierte Fläche, das Motiv und die realistischen Details. Kreuzweg-Motive: Personen, Gegenstände und äußere Form in einheitlichem Format. Realistische Elemente auf strukturiertem Grund als Träger von Gedanken. Sich für den Esprit des Bildes vorstellen, wo das Bild später hängt.

Die Bildtitel helfen, sich dem Konkreten zu entziehen; sie wirken durch die Syntax der Sprache, in der der Gedanke auftritt und schieben eine weitere Ebene zwischen Motiv und Inhalt.

Klare, plakative, durchgeplante Motive auf einem komplexen, vielschichtigen und spontan entstandenen Hintergrund im Spannungsfeld zwischen Zeichnung und Malerei als Träger von Gedanken. Die Linie, die Form, die Balance und die Ecken der Leinwand. Den Betrachter durch das kraftvolle Motiv abholen, seinen Kopf durch Details der Hintergrundstruktur beschäftigen und Antworten offenlassen.

Ein Bild sollte mit dem täglichen Leben zu tun haben; Dinge hervorkramen, die jeder kennt, die jedoch durch den Grauschleier des Alltags verdeckt werden. Eindrücke festnageln, die im Strom anderer Empfindungen davontreiben. Punktaufnahmen von Gedankenfunken. Das Thema als Malgrund nur grob anreißen, um die Gedanken beim Betrachter anzuschubsen. Wie ein guter Song: banal und komplex.

Meine persönliche Sicht auf die Dinge und der bildnerische Stil verbinden die Arbeiten, nicht ein durchgehend gleichbleibendes Thema. Die Aussage ist nicht nur das dargestellte Motiv, sondern sie ergibt sich aus der Kombination von dem Motiv, den inhaltlichen Assoziationen, dem malerischen Stil und dem Umfeld der anderen Arbeiten. Wenn ich dennoch ein zentrales Thema benennen soll, so wäre dies Aspekte der menschlichen Natur, wobei die Frage nach Gerechtigkeit immer wieder durchscheint.

Zukunft ist das neue, universelle Thema, speziell der jungen Künstlergeneration (FAZ). Das riecht nach Verantwortung und objektiver Richtigkeit, weg von schrägen Individualempfindungen des Künstlers. Die zerrissene Künstlerpersönlichkeit ist scheinbar passé, der moderne Künstler ist objektiv und in sich ruhend. Andererseits ist es der individuelle Künstler, der die Themen aussucht, der durch die Motive automatisch eine Richtung vorgibt, der mit der Hand die Linien zeichnet, dessen Persönlichkeit sich unbewusst im Stil widerspiegelt usw.. Man darf und sollte auch persönlich werden, da so die größte Intensität entsteht, sofern das Persönliche zum Allgemeinen führt (Katharina Fritsch). Historische Romane sind was für Schriftsteller der zweiten Reihe (Süddeutsche), insofern sollte das Bildmotiv reduziert und nicht zu detailliert sein. Interessant ist eine Bestandsaufnahme, eine wertfreie Darstellung von Verhältnissen oder Dingen, die dem Betrachter bekannt sind, deren Bedeutung jedoch in der Konfrontation mit der Darstellung als Bild neu bewusst wird. Das Dahinter ist das Thema, das Motiv ist die Benutzeroberfläche (Eberhard Havekost); Kunst ist immer politisch (Tony Craigg), auch bei dem einfachsten Motiv. Das Motiv ist nur der Zucker, mit dem man die Leute auf die Tanzfläche lockt (Tal R).

Meine persönliche Sicht auf die Dinge und der bildnerische Stil verbinden die Arbeiten, nicht ein gleichbleibendes Thema. Thema ist alles, was einen bewegt; frei nach John Irving „Ich und wie ich die Welt sehe“ bzw. was mir relevant genug erscheint, erwähnt zu werden. Wenn man sowohl inhaltlich als auch bildnerisch auf seine innere Stimme hört, ohne die Impulsideen durch ein intellektuelles Für und Wider wegzubügeln, entsteht eine individuelle Form des Zusammenhangs und der Einheitlichkeit. Zehn Songs zu einem Thema auf einer CD zu machen ist ein Konzeptalbum, wie es in den 70ern aufgekommen ist. Meine Arbeiten sind eher eine CD, bei der der musikalische Stil in Verbindung mit der Art zu singen und dem individuellen Blickwinkel auf die Dinge das Album zusammenhält; wo der raue Sound der Band mit der näselnden Stimme des Interpreten und den analytischen, kritischen, leicht ironischen, teils humoristischen Texten einhergeht und diese Art der Verbindung das Konzept der Band darstellt. Die Themen können dabei breit gestreut sein, ohne dass das den Zusammenhalt stören würde.

Der Hintergrund wird Schicht für Schicht aufgetragen, eine Schicht kann das gesamte Bild bedecken oder nur einzelne Farbpunkte setzen, unregelmäßig wechselnd mit lasierenden oder deckenden Farben. Die Gestaltung der nächsten Schicht ergibt sich spontan nach der Trocknung der vorherigen. Das Gehirn entscheidet sich, arbeitet im Hintergrund, und teilt zu bestimmten Zeitpunkten bestimmte Ergebnisse mit. Das Material, mit dem das Gehirn arbeitet, sind nicht nur die gesehenen Schichten auf dem aktuellen Bild, sondern ebenso die davor gemalten Bilder und deren Entstehung sowie das bei anderen Künstlern Gesehene und die Gedanken darüber.

Der Stil, eine lineare Zeichnung in dieser Größe zu verwenden, mag beim ersten Hinsehen an PopArt erinnern, jedoch spielt diese meist mit vorgefertigten Elementen, während meine Motive eigene individuelle Zeichnungen verwenden. Die Proportionen entstehen aus dem zeichnerischen Stil und unterscheiden sich von den Proportionen der Fotografie, die Weißform innen ist teilweise leicht anders geformt als die zugehörige Linie an der Außenkante und wird dadurch zum eigenen, hervorstechenden Element. Wenn viele Linien für ein Objekt nötig sind, werden die Linien dekorativ verteilt, manchmal werden Teile des Motivs als schwarzes Element definiert, die Umrandung fällt dann weg. Die Zeichnung wird meist mit einer weißen Linie umrandet, etwas stärker als die schwarzen Linien, die weißer ist als das Weiß der Innenflächen, bei denen der Hintergrund leicht durchscheint und das Element materialisiert.

Hintergrund und Zeichnung sind nicht nur stilistisch verschieden, sondern entstehen durch verschiedene Arbeitsweisen: der Hintergrund entsteht spontan, die Zeichnungen sind durchdacht vorgearbeitet. Insofern werden in den Bildern nicht nur zwei optisch verschiedene Stile, sondern auch zwei unterschiedliche Herangehensweisen kombiniert und deren Ergebnisse für den Betrachter sichtbar. Bei BAB entwickelte – zu ihren erfolgreichsten Zeiten – die Band unter der Leitung von Major erst die Musik, die Songs mit Melodie, Rhythmus, Arrangement usw. ohne Nideggen, gab dann Nideggen das Tape, und er machte seine Texte, die er dann später auf das fertige Tape sang. Eine ungewöhnliche Arbeitsweise, vergleichbar damit, erst Hintergründe zu entwickeln, ohne das spätere Motiv zu kennen, und nachher Motive draufzusetzten. Wobei der Kopf im Hintergrund schon wissen mag, welche Motive später entstehen.

Ein dadaistisches Malergedicht

Ihr dürft gerne in meinem Kopf spazierengehen.
Das schlafende Unbewusste fördern.
Alle Sympathien gehören dem, den die Leser verstehen können, auch wenn er ein Gangster ist, sofern sie sich in ihm wiedererkennen. Man muss den Betrachter „abholen”.
Warum die Menschen oft das Gegenteil von dem tun, was sie wollen, über die menschliche Geschichte als ein Kette von Missverständnissen und Blutbädern und über die Illusion des moralischen Fortschritts; wie sich Kontinuität und Wandel zueinander verhalten.
Der Welt auf den Zahn fühlen.
Jedes der Werke zählt für sich allein.
Realistische Elemente als Zitate der Wirklichkeit bilden den Rahmen.
Inventur. Was war, was ist.
Arbeite groß. Vertraue Deinem Instinkt, vertraue Deinen Zeichnungen.

Dubuffet: Die einstmals schockierende Bildsprache von Graffitis und Schmierereien auf Pissoirs oder Häuserwänden findet in seinen Werken zu einer neuen Ästhetik. Das heute so zeitgemäße Verschränken von „high and low culture” findet hier ihren Ausgangspunkt.
Immer wieder hat er gefordert, Kunst müsse den Geist anrempeln um ihn in Bewegung zu versetzen.

Den Betrachter abholen, mit etwas das er / in dem er sich wiedererkennt; mit einem plakativen, klaren Motiv, das der Betrachter „einfach toll” findet.
Das Gehirn anstupsen, anstoßen, in Bewegung setzen, dann das Gehirn durch malerische Details beschäftigen und inhaltlich im Hintergrundmodus arbeiten lassen.
Auf dem Bild ist das Thema inhaltlich nur angerissen, es rückt bekannte Dinge nach vorne. Es überzeugt künstlerisch, nicht mit inhaltlicher Detailverliebtheit, sondern mit einer eigenen Ästhetik.
Mit welchem Thema habe ich mich als Künstler inhaltlich beschäftigt? Mit dem Individuum in der multikulturellen Konsumgesellschaft, mit den Theorien von Kant und Hegel oder mit griechischer Mythologie? Eher mit Aspekten der menschlichen Natur, verdeckt vom Grauschleier des Alltags. Und mit der bildnerischen Umsetzung des Themas auf einer rechteckigen Leinwand, um starke Bilder für allgemeingültige Inhalte zu malen, als eine Art bildnerisches Konzept. Einen Song über etwas machen. Das Bild hat mit irgendetwas zu tun, das ist erstmal der ganze dargestellte Inhalt; das Thema hingegen ist universell.

Es soll kraftvoll sein; der Betrachter soll das Bild toll finden, man sollte ihm zumindest die Möglichkeit geben, das Bild toll zu finden. Die so transportierte Emotion soll den Betrachter überreden, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Grundbedürfnisse des Menschen, Grunddinge des Lebens.
Grund.
Konzentriert und kompakt, Verdichtung.
Innenräume – Außenräume; Darstellung von äußeren Landschaften, die auch immer innere Landschaften sind. Inneres wird dargestellt, Äußeres dafür benutzt.
Spiegel der Zeit.
Es kann alles auch anders sein.

Inhaltliche und formale Ebene. Aufgreifen, was mich bewegt. Was mir auffällt, was sich im Kopf in den Vordergrund drängt.
Eine zu tiefe Beschäftigung mit geschichtlichen Stoffen, Sagen, Mythen o.ä. erscheint mir als Rückzug, Einigelung, Augen verschließen vor den Dingen, die einen real betreffen.

Ein Bild ist Gedanken über's Bildermachen, Kunst ist Gedanken über Kunst.

Es geht nicht darum, einen sachlichen Inhalt detailliert auflistend wiederzugeben. Themen wie Gerechtigkeit, Freiheit des Einzelnen, Ehrlichkeit, Leidenschaft, oder die Gegenteile anprangernd, neuerdings Umweltbewusstsein, Informationszeitalter, Individuum und Massengesellschaft, werden bei vielen Künstlern zum Motiv; jedoch sind die Motive nicht dazu da und nicht in der Lage, das Bewusstsein des Betrachters schlagartig zu ändern. Sollen sie auch gar nicht, eher fühlt man sich als Künstler diesen Themen verpflichtet. Durch die Wiederholung werden die Aspekte stetig ins Gehirn des Betrachters getröpfelt, die eigenen Arbeiten sind nur ein Tropfen. Jedoch ist nicht das Thema die Kunst, sondern das Bild darüber. Um aufsteigen zu können, muss man Ballast abwerfen.

Warum machen wir Bilder?

Textcollage aus Fremdzitaten mit eigenen Ergänzungen

Die menschliche Realität ist ein vielschichtiges Gebilde, das in seiner Summe von zahllosen Perspektiven und Interpretationen der Fakten gebildet wird, die zudem einem ständigen Fluss der Veränderung unterliegen. Gemeinschaftliche Überlegungen verbinden sich mit individuellen Vorstellungen und vermitteln im Ganzen die Idee einer in sich komplexen Gesellschaft. Die Kunst besitzt das Potenzial, diese Komplexität wahrnehmbar zu machen und ins Bewusstsein der Betrachter zurückzuspiegeln, ohne vereinfachend den Sinn zu beschränken. Es sollen Fragen zutage treten, die von allgemeinem Interesse sind – gepaart mit dem Versuch, der menschlichen Natur näher zu kommen.

Als malerische Collage durchdringen sich bei Mr. X intuitive und kontrollierte Bildelemente, die zusammen ein Ganzes mit durchaus poetischem, aber auch kritischem Deutungspotenzial ergeben. Die Komposition entsteht durch die Linie, die Form, die Balance und die Ecken des Blattes. Die Stilisierung der Formen und Motive zeigt keine Abkehr von der Wirklichkeit, sie greift die reale Übersteigerung und Verschränkung der Kontexte auf, die oftmals brachial aufeinander stoßen und auseinander treiben. Die erstarrten Verhältnisse werden durch den Zauber des genauen Hinsehens aufgebrochen. Mr. X folgt beim Entwickeln seiner Arbeiten einem nur teilweise reflektierten Gefühl.

Dabei lassen sich die Bildideen von Mr. X nicht in ein streng logisches Gedankengerüst einordnen, sondern folgen der Idee des Wanderns und Entdeckens, der Bewegung von einer Bildidee zur nächsten. Die Gedankenwanderung wird durch die Bildtitel verstärkt und überträgt sich auf den Betrachter, dessen Gedanken zu kreisen beginnen, um selbst Position zu beziehen.

Mr. X ist sehr bedacht darauf, dem Betrachter viel Raum zum Erforschen und Entwickeln der Interpretationsmöglichkeiten zu geben. Dies hat zur Folge, dass seine Arbeiten bei wiederholter Betrachtung immer wieder neue Sichtweisen eröffnen. Politisch aufgeladene Themen erfolgreich in Angriff zu nehmen erfordert einen Balanceakt seitens des Künstlers: Das Werk muss dem Betrachter zugänglich sein, aber dennoch seine Komplexität bewahren; es muss seine Botschaft kommunizieren und gleichzeitig zahlreiche Deutungsmöglichkeiten bereitstellen. Ein zu sanfter Umgang mit der Arbeit birgt das Risiko, dass die Botschaft nicht gehört wird. Ein härterer Ton wirkt zu schnell belehrend; ein Diktat tritt an die Stelle des ermunternden Dialogs. Er meistert diesen Akt der Balance mit großer Eleganz.

In einigen Arbeiten beschäftiget sich Mr. X mit existentiellen Themen und erörtert damit philosophische Themen menschlichen Lebens. Denn Fragen wie „Woher kommen und wohin gehen wir?“ lassen sich letztendlich nicht wissenschaftlich beantworten; Vergänglichkeit ist die Voraussetzung für Werden und Entstehen und bestimmt den Kreislauf und die Entwicklung menschlichen Lebens. Geburt und Tod sind darum auch für Mr. X keine Gegensätze, sondern bilden eine zusammengehörende Ganzheit.

Mr. X spürt in seinen Bildern einer Reihe dieser komplexen Mischformen gesellschaftlicher und persönlicher Konzepte nach. Er hat dabei in den letzten Jahren eine Bildsprache entwickelt, die durch den Einsatz von Bildzitaten und ein sich ineinander durchdringendes Wechselspiel von Vordergrund und Hintergrund den Bildinhalt spannungsvoll inszeniert.

Es gehört zur Faszination des Werks von Mr. X, dass es Fragen aufwirft statt mit fertigen Antworten daherzukommen; denn es gibt kein System, das allen politisch gerecht wird, aber man sollte nicht aufhören, danach zu streben. Bilder dürfen naiv sein und sich das Prinzip Hoffnung bewahren, auch wenn die Welt aller Hoffnung Hohn spricht.

Auch in der Bildrezeption kommt es zu einem solchen Kurzschluss von Vergangenem und Gegenwärtigem. So hat Mr. X eine Reihe altmeisterlicher Werke auf eine für die Malerei äußerst spannende Art interpretiert, indem er die Grundkomposition mit zeitgenössischen Figuren/Elementen in seinem persönlichen grafischen Stil umsetzt und somit die Motive in eine Art überzeitliche Gemeinschaft eintreten lässt.

Warum nicht die Grafiken nehmen und mit ihnen Malerisches entwickeln? Dadurch wird beim Arbeiten der Fokus auf den rein malerischen Aspekt verstärkt.

Figürlich-realistische Elemente werden zeichnerisch, wie aufgeschrieben, auf einen gestalteten Bildraum gesetzt, meist entsteht eher eine Art gemalter Collage als eine Raumillusion. Die bildnerische Atmosphäre wird zugunsten der Weiterführung einer figürlich-symbolischen Malerei zurückgenommen. Durch die spezielle Technik mit verlaufenden Farben werden Bildvordergrund und -hintergrund gemischt, sodass eine bildnerisch abstrakte Komposition entsteht. Natürlich hat die abstrakte Bildkomposition auch inhaltliche Bezüge: Wie er so dasteht, der Zwergenaufstand, blass, zitternd, vor einem seine Psyche reflektierenden Hintergrund. Der Weltendoktor schwebend, wie im All, jedoch farblich abstrahiert, die Bankerboys in emotionaler Turbulenz, die Weltkröte sich fortbewegend mit Hoffnungsschimmern...

Der Pinselstrich wirkt kraftvoll, expressiv und spontan, offenbart aber bei genauerem Hinsehen eine ausgewogene und spannungsreiche Komposition von Farben, Strukturen und Bildelementen.

Die Bildelemente sind teils mit konkret sichtbarer Bedeutung, teils innovativ zusammengestellt, die Aussage ist trotz vorgegebener Richtung letztendlich dem Betrachter überlassen. Bei einigen Arbeiten wird gezielt mit Brüchen zwischen Erwartungshaltung und Sichtbarem gearbeitet, um die Irritation als Anlass zur intellektuellen Auseinandersetzung beim Betrachter zu setzen.

Die teilweise allgemeingültigen Bildinhalte treffen von außen auf mich ein, setzen sich im Kopf fest; sie werden durch die Auswahl und den Blickwinkel individuell. Die Anregungen für die Werke können teilweise aus historischen Bildern stammen, sie können sich sichtbar am Vorbild orientieren oder dieses negieren, so dass eine neue, malerische Komposition entsteht.

Die konkrete Bildsituation versucht häufig Aspekte der menschlichen Natur wertfrei zu zeigen. Die Inhalte meiner Arbeiten sind dem Betrachter bekannt; alle Empfindungen und Handlungsweisen der Menschen sind bekannt, vom Guten zum Bösen; historische und politische Bezüge weiß der Betrachter oft besser als ich. Jedoch streut der Alltag seinen Grauschleier über alles. Die Arbeiten rücken Dinge wieder in den Vordergrund, im besten Fall bleiben sie dort für einige Zeit. Dinge herauskramen und wieder ans Tageslicht bringen. Durch die malerische Behandlung wird der Inhalt erweitert, das Bekannte wird ins Unbekannte, das Konkrete ins Unbestimmte verwandelt.

Die grafischen Zeichnungen sind mit Aquarell, lasierenden Acrylfarben und Tusche auf Büttenpapier erstellt. Die Arbeiten sind stilistisch an modernen Holz- bzw. Linolschnitten und Lithographien orientiert.

Die realistische Perspektive wird weitgehend aufgelöst und durch eine Kombination der Elemente auf der Bildfläche ersetzt. Auch die Farbgebung ist häufig gegenläufig zur Realität. Es werden nur wenige, klar voneinander getrennte Farben pro Bild verwendet. Die Einschränkung, mit harten, klaren Linien und wenig Farben zu arbeiten, erzwingt die Herausstellung der typischen Merkmale des jeweiligen Objekts. Typische Formen der dargestellten Elemente verselbstständigen sich zu grafischen Formen, die in ähnliche oder gegensätzliche Beziehung zu anderen im Bild auftretenden Formen gesetzt werden.

Als Bildmotive werden Eindrücke, Lebensgefühle und -situationen verarbeitet. Meist entstehen erst Skizzen der einzelnen Elemente, die später zu einem Bild kombiniert werden.

Ich glaube, dass es für einen Künstler wichtig ist, möglichst viele Dinge aufzunehmen, aus privaten, sozialen, kulturellen oder politischen Bereichen. Ich mag es, wenn das Gehirn Schlüsse daraus zieht, die sich dann als Bildvorstellung entwickeln. Diese Bildideen bringe ich zu Papier, sie werden von mir nur teilweise bewusst reflektiert.

Die realistisch-stilisierten Arbeiten auf Leinwand sind akribisch mit feinem Pinsel gemalt. Nach farbiger, flächiger oder verlaufender Grundierung wird Schicht um Schicht aufgetragen, um die dargestellten Objekte zu modellieren. Die lange Maldauer der Bilder, ein langsamer, fast meditativer Vorgang, kann man beim Betrachten der Bilder erahnen. Der statische Malstil wird zu einem Teil der Aussage des Bildes, ein bewusster Ruhepol.

Der statische, meist zentrierte Bildaufbau unterstützt diesen Aspekt.

Die angewandte, altmeisterlich anmutende Technik mit schwerem, deckendem Farbauftrag erhält durch Spiegelungen, Schatten und Lichtpunkte eine überraschende Leichtigkeit.

Die Signatur ist als realistisch/plastisch anmutendes Objekt in die Bildkomposition integriert.

Die Bildmotive entstehen als Vorstellung beim langandauernden Malvorgang automatisch, sodass nach Fertigstellung eines Bildes eine Idee für das jeweils nächste Bild bereits vorliegt.